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Olivia Thomson

Leiter Kommunikation

Wo soll man mit der Risikobewertung in der Lieferkette beginnen?

Die Bewertung von Nachhaltigkeitsrisiken in der Lieferkette kann zunächst überwältigend wirken. Gliedern Sie den Prozess in überschaubare Phasen und nutzen Sie hochwertige Daten, um Risiken zu identifizieren – und sich anschließend gezielt auf die gravierendsten Problemfelder zu konzentrieren.

Kein Unternehmen möchte mit Fabriken zusammenarbeiten, die die lokale Wasserversorgung verschmutzen, oder Produkte vertreiben, die unter schlechten Arbeitsbedingungen hergestellt wurden. Doch in den heutigen komplexen und dynamischen Lieferketten sind solche Probleme oft bittere Realität. Nachhaltigkeitsrisiken gefährden nicht nur den Ruf eines Unternehmens, sondern führen zunehmend auch zu regulatorischen Konsequenzen und höheren Betriebskosten. So blockiert etwa die US-Regierung die Einfuhr von Waren, die mutmaßlich unter Zwangsarbeit produziert wurden – und viele Nachhaltigkeitsgesetze sehen empfindliche Geldstrafen vor.

Wie können Unternehmen also die Risiken identifizieren, denen sie in komplizierten und langen Lieferketten ausgesetzt sind? Es ist unrealistisch, jeden Lieferantenstandort zu besuchen, und eine Prüfung durch Dritte ist effektiver, wenn die Auditoren wissen, auf welche Probleme sie besonders genau achten sollten.  

Ein strukturierter Ansatz zur Risikobewertung in der Lieferkette unterstützt Beschaffungsverantwortliche dabei, potenzielle Risiken zu erkennen, die gravierendsten zu priorisieren und Ressourcen gezielt auf deren Minderung oder Vermeidung auszurichten. Intelligente Tools – wie das Risikobewertungstool von Sedex – ermöglichen eine erste Analyse auf globaler Ebene, basierend auf hochwertigen Drittanbieterdaten. Sobald lieferantenspezifische Informationen in die Plattform integriert sind, fließen auch diese in die Bewertung mit ein.

Überwindung globaler Komplexität 

Die anfängliche Herausforderung besteht darin, dass Nachhaltigkeitsrisiken viele Formen annehmen können und von Land zu Land und von Sektor zu Sektor unterschiedlich sind. So hat beispielsweise eine Elektronikfabrik in Thailand, die Arbeitsmigranten aus Myanmar einsetzt, ein ganz anderes Risikoprofil als ein Chemiewerk in der Schweiz.  

Ein schrittweiser Ansatz, der die verschiedenen Faktoren betrachtet, die das Risiko beeinflussen – Land, Branche, Arten von Arbeitnehmern, Beschäftigungspraktiken, Herstellungsprozesse – ermöglicht es einem Unternehmen, potenzielle Probleme an Tausenden von Lieferantenstandorten weltweit zu verstehen.  

Vorbereitung: Bewertung Ihrer Fähigkeiten zum Risikomanagement in der Lieferkette 

Das Risikomanagement für Nachhaltigkeit in der Lieferkette ist eine regelmäßige, "always-on"-Aktivität. Das soziale und ökologische Risikoniveau wird stark von globalen Entwicklungen beeinflusst – etwa durch Wetterextreme, politische Unruhen oder wirtschaftliche Veränderungen.

Stellen Sie sicher, dass in Ihrem Unternehmen eine verantwortliche Person über die nötige Zeit und Kompetenz verfügt, um regelmäßig Risikobewertungen durchzuführen und die Analysen bei Veränderungen in der Lieferkette zu überprüfen.

Die wichtigsten Phasen der Risikobewertung in der Lieferkette 

Phase 1: Abbildung Ihrer Lieferkette 

Der erste Schritt besteht darin, sich ein Bild davon zu machen, wo sich die Lieferanten befinden und was sie tun – eine Karte der Lieferkette. Dies sollte nach Lieferantenstufe (beginnend mit Ihren direkten Lieferanten, dann den Unternehmen, die diese beliefern) und dem Ort, an dem sie tätig sind, erfolgen. Beziehen Sie ausgelagerte Auftragnehmer und Arbeitskräfte mit ein, da diese Quellen für hochriskante Probleme sein können.  

Auch wenn Ihre Risikokarte so vollständig wie möglich sein sollte, können Sie bereits bestehende Risiken analysieren, bevor ein vollständiges End-to-End-Bild vorliegt. Lieferantendaten lassen sich zentral – etwa auf einer Plattform wie Sedex – erfassen und sukzessive erweitern.

Phase 2: Erkennen von hochrangigen Risikofaktoren 

Betrachten Sie als Nächstes kontextbezogene oder übergeordnete Faktoren, die zum Risikoniveau in bestimmten Ländern oder Sektoren beitragen.  

Auf Länderebene können zu den Risikofaktoren ein schlechtes Rechtssystem, die endemische Diskriminierung bestimmter Gruppen und ein hohes Maß an Armut oder Korruption gehören. Es kann auch regionale Faktoren wie Sicherheitsfragen oder die Nähe zu Migrationskorridoren geben. In verschiedenen Sektoren können sich die Risiken auf die Art und Weise beziehen, wie Land oder Ressourcen genutzt werden, auf die Merkmale der Arbeitnehmer (z. B. Saisonmigranten, meist Frauen) oder auf das Ausmaß der Gefahren.  

Informationen zu diesen Risikofaktoren sind aus einer Reihe von Quellen verfügbar, z. B. von UN-Organisationen, Regierungen oder spezialisierten Forschungseinrichtungen. Unser Risikobewertungstool führt viele dieser Datenquellen zusammen, um kontextbezogene Risikobewertungen für Länder und Sektoren bereitzustellen.  

Phase 3: Verständnis der Risikoprofile bestimmter Lieferanten  

Der nächste Schritt besteht darin, das spezifische Risikoprofil jedes Lieferanten genauer zu verstehen.  

Beispielsweise kann ein Lieferant aufgrund kontextueller Risikofaktoren, die auf gefährdete Wanderarbeitnehmer im jeweiligen Land und Sektor hinweisen, als risikoreich eingestuft werden. In der Praxis kann es jedoch sein, dass der betreffende Lieferant keine Wanderarbeitskräfte beschäftigt – oder über wirksame Prozesse zur Rekrutierung und Unterstützung dieser Arbeitskräfte verfügt.

Daher ist es wichtig, mehr über die Belegschaft, die Produktionsmuster, den Standort der Baustellen und die Beschäftigungspraktiken der einzelnen Lieferanten zu erfahren. Sie können auch nach den Risikomanagementpraktiken der Lieferanten fragen – wie gehen sie mit den Problemen um, die in ihrer Branche und Region ein hohes Risiko darstellen?

Informationen über die Situation des Lieferanten sind aus mehreren Quellen verfügbar. Dazu können frühere Audits, vom Lieferanten bereitgestellte Daten (z. B. durch einen Fragebogen zur Selbsteinschätzung), direktes Feedback von Arbeitern oder Rückmeldungen von Kollegen, die den Lieferanten besucht haben, gehören.  

Phase 4: Priorisierung von Risiken 

Kein Unternehmen verfügt über unbegrenzte Ressourcen – daher ist die Priorisierung von Risiken entscheidend. Sie hilft dabei, die gravierendsten potenziellen Auswirkungen auf Menschen, Gemeinschaften und die Umwelt zu erkennen und Ressourcen gezielt einzusetzen.

Die zuvor beschriebenen Schritte führen oft zu einer umfangreichen Liste potenzieller Risiken und betroffener Lieferanten. Umso wichtiger ist es, sich auf die schwerwiegendsten Fälle zu konzentrieren und diese zuerst anzugehen – ein Vorgehen, das als „risikobasierte Priorisierung" bekannt ist.

Die UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte (UNGPs) schlagen vor, dass die Priorisierung auf der „Salienz" basieren sollte – einem Konzept, das Risiken nach ihrer Schwere einstuft. Dazu gehört, über Risiken nachzudenken wie:

  • Wie schwerwiegend die Auswirkungen auf Gemeinschaften oder Einzelpersonen wären.
  • Wie weitreichend die Auswirkungen sein würden (bzw. wie viele Menschen betroffen wären).
  • Wie schwer der Schaden zu beheben wäre – oder ob die Auswirkungen überhaupt rückgängig gemacht werden können.
  • Wie wahrscheinlich ist es, dass das Problem auftritt.  

Das Risikobewertungstool von Sedex erstellt Bewertungen für Länder, Sektoren und Risikotypen. Diese können verwendet werden, um eine Rangfolge von Risiken zu erstellen, die als Grundlage für die Festlegung der Priorität ausreichen kann. Dies kann eine ressourceneffiziente Möglichkeit sein, eine Analyse der Nachhaltigkeitsrisiken in der Lieferkette durchzuführen.  

Umgang mit diesen Risiken 

Die Risikobewertung ist ein entscheidender Schritt – aber kein Selbstzweck. Ihr Ziel ist es, Probleme frühzeitig zu identifizieren und gezielte Maßnahmen zu ergreifen, um sie zu beheben. So lassen sich negative Auswirkungen verringern oder ganz vermeiden – und das Unternehmen wirksam schützen.

Zu den Vorteilen dieses Risikobewusstseins und der Aktivitäten zu dessen Aufrechterhaltung gehören:

  • Erhöhte Transparenz über eine Lieferkette und die Abläufe innerhalb der Lieferkette. Dies ermöglicht eine fundiertere Entscheidungsfindung darüber, was ein Unternehmen möglicherweise ändern möchte und was die „Dominoeffekte" sein könnten. 
     
  • Verbesserte betriebliche Resilienz durch bessere Vorbereitung auf bevorstehende Störungen – wie z. B. regionale Ereignisse oder Schocks in der Lieferkette, die sich auf ein Unternehmen auswirken können. 
     
  • Bereitschaft zur Einhaltung neuer Gesetze, die weltweit für nachhaltige Geschäftspraktiken eingeführt werden. Diese Gesetze verlangen in der Regel von Unternehmen, dass sie die Nachhaltigkeitsrisiken sowohl in ihren eigenen Betrieben als auch in ihren Lieferketten aktiv managen – und einige erlauben es, dass Unternehmen mit Geldstrafen belegt werden, wenn sie dies nicht tun.

Ein Blick auf die „Grundursachen" von Risiken und Problemen bietet wertvolle Einblicke, wie diese effektiv angegangen werden können. Einige Ursachen liegen im direkten Einflussbereich eines Unternehmens und können eigenständig behoben werden. Andere erfordern jedoch einen kollaborativen Ansatz, der die Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen, Regierungen, Lieferanten und betroffenen Gemeinschaften umfasst.

Erfahren Sie, wie Sedex Sie bei der Risikobewertung der Lieferkette unterstützen kann. 

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